Freitag, 15. Juni 2007
Versager
Mein erster Text in diesem Blog. Zugegebenermaßen ereifere ich mich zunächst darin, ältere Texte hier reinzutragen. Es sind sehr persönliche, schmerzhafte, extrem offen geschilderte Erlebnisse, die zum Teil länger her sind, aber kaum an Aktualität verloren.

25. März 2004
Wieder einmal habe ich mich belogen, und wieder einmal brachte ich es nicht übers Herz „Nein“ zu sagen. Als die Einsatzleiterin mich fragte, „kannst Du für uns arbeiten?“, brachte ich es nicht übers Herz ihr mitzuteilen, dass ich nicht kann (hab keine Zeit, bin ausgebucht etc.). Statt meinem Gefühl oder Bedürfnis Folge zu leisten, belüge ich mich und bringe mich in Schwierigkeiten. Hätte ich auf meine inneren Stimme gehört, hätte ich jetzt keine Schwierigkeiten und bräuchte ich nicht zu lügen und zu rechtfertigen mit den Worten „ich bin krank“. Und statt meinen Gefühlen zu gehorchen, sitze ich jetzt beim Arzt, klage über Magen-Darm-Beschwerden und bitte ihn, mich krank zu schreiben (was er denn auch tut). Gewiss, Magen-Darm-Beschwerden habe ich, aber nicht so sehr, als dass ich krank geschrieben werden müsste.

Es ist das ewig Gleiche: Ich stehe ständig im Widerstreit mit meinem Bedürfnissen. Es ist wahr, dass ich das Geld für den Job benötige, aber mir ist ja schon länger klar, dass ich ohne den Schein den Job nicht machen darf, sonst bekäme ich Ärger.

Ich bin von der Meinung anderer abhängig, von ihrem Wohlwollen von ihren positiven Äußerungen. Mit N. meiner Exfrau, hatte ich Ärger. Ich ertrug nicht ihre Fresse, die sich bitter verzog als ich ihr sagte, dass ich den Job absagte und mich krank meldete. Ich hoffte insgeheim auf eine positive Reaktion ihrerseits, doch statt einer Fürsprache erhielt ich eine kalte Gegenreaktion. Ich fühlte mich verletzt, spürte Wut in mir, fühlte mich wie ein kleines Kind, das auf die Fürsprache seiner Mutter wartete.

Ich fühle mich als Versager, wie ein gefühlsimpo-tenter Mensch, als Unfähigen, der untauglich ist, seine Bedürfnisse durchzusetzen. Ich fühle mich als abhängiges Kind, abhängig vom Wohlwollen anderer Menschen. Ob nun N oder S., meinem Freund (oder ist er nur ein Bekannter?).
Mit mehr Menschen, außer meiner Tochter, pflege ich keine sozialen Kontakte. Es stimmt mich traurig. Ich bin weder fähig Kontakte zu pflegen, noch eine Partnerschaft zu führen, geschweige mein Leben so zu leben, wie es meinem Bedürfnissen entspräche.

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