Freitag, 15. Juni 2007
Hass
04.April 04

Bin genervt! Erst geht mich das nasskalte Aprilwetter auf dem Geist, dann der weite Weg zum Kindergarten. Vielleicht ist das Wetter nur ein Vorwand für meine Aggressivität.
Dann das: Ein Mann gafft mir derart erstaunt in die Fresse, als stehe er vor einem, der vom fremden Planeten stammte; dann gaffte er auf meine Turnschuhe. „Glotze mir nicht auf die Schuhe“ geht mir durch den Kopf.
Wenn ich darüber nachdenke, wie oft ich Leute umbringen könnte, die mich angafften oder direkt oder indirekt „veräppeln“, dann wäre ich Massenmörder.
In mir herrscht Hass, der bisweilen zu explodieren droht. Und wenn ich darüber nachdenke, wie viele Leute ich hasse, dann kommt es mir manchmal vor, als sei ich liebesunfähig. Besonders wenn ich über etwas längere Zeit fokussiert werde, baut sich Hass in mir auf. Dann denke ich: „gafft mich nicht an, lasst mich in Ruhe“. Wenn ich mit einem Maschinengewehr herum liefe, könnte ich massenweise Leute abknallen.
Bisweilen denke ich darüber nach, wen ich als erstes umlegen würde. In diesem Zusammenhang schießt mir der Gedanke mit dem Richter in den Kopf und dem Staatsanwalt. Bis heute konnte ich das Gefühl der Erniedrigung, welches ich in dem Prozess über mich ergehen lassen musste, nicht verarbeiten. Wenn ich an den widerlichen Blick dieses Richters denke, kommt mir Ekel und Hass hoch. Ich wusste vom ersten Moment an, das er mich nicht ausstehen konnte. Und ich hatte ihm gezeigt, dass dieses auf Gegenseitigkeit beruhte. Wenn ich daran denke, dass ein Richter in Sommersandalen mich verurteilte, dann kommt Hass und Wut in mir hoch. Und der Gedanke erhärtet sich in mir, ihm auf der Stelle niederzustrecken, ihn hinzurichten.

Ich mache mir Gedanken darüber, woher dieser Hass kommt, woher diese Aggressivität und diese Mordswut. Mir ist bewusst, dass ich als Kind gequält worden sein musste, um eine derartige Ranküne zu entwickeln. Mir ist klar, dass mein Hass den ich in der Gegenwart fühle, in der Vergangenheit entstand und sich im Form einer Übertragung auf (fremde) Personen auswirkt.

Doch was nützt diese Erkenntnis?

Therapeuten hatten sich in den letzten zwanzig Jahren wenig mit meinen Hassgefühlen auseinandergesetzt.
Das ist ein weiterer Grund für meinen grassierenden Hass: Die Unfähigkeit und Verlogenheit meiner Therapeuten, die die offensichtlichen Misshandlungen in meiner Kindheit ignorierten und verblendeten.

Hätte ich nur einen einzigen halbwegs seriösen Therapeuten in den letzten zwanzig Jahren kennen gelernt, dann würde es mir heute besser gehen und auch ein größerer Schaden an meiner Umwelt (blinde Übertragung!) erspart geblieben.